von Willii Gohl » Mi 2. Apr 2014, 20:07
Hallo 306, lieber Uli,
vielleicht reden wir wirklich nur aneinander vorbei. Aber warum?
Uli schreibt: „Wo steht in der Definition Hindernis (außer im ersten Satz, den ich ja erläutert habe und der durch den Zusatz "wenn..." sich nicht auf die aktuelle Situation bezieht), dass es erst zum Hindernis wird, wenn man darauf zufährt und eine Kursänderung machen muss?“
Die deutsche Übersetzung der Definition mag vielleicht der Grund sein, warum wir uns nicht verstehen. Ihr Text führt in die Irre, wie die deutsche Übersetzung der Regeln so viele und so oft. Sie ist hier sprachlich schlicht falsch: „…wenn es direkt darauf zusegelt…“ heißt es. Dies ist ein Indikativ. Der Indikativ wird benutzt, um die Wirklichkeit darzustellen, also das, was ist.
Der Originaltext lautet aber: „...if she were sailing directly towards it…” Dies ist aber ein Konjunktiv, also die “Möglichkeitsform”: if in Verbindung mit were! …für den Fall, dass ein Boot direkt darauf zu segelte…“ Oder wie es wohl umgangssprachlich heißen würde …für den Fall, dass ein Boot direkt darauf zu segeln würde…“ Das wäre die richtige Übersetzung. Tut mir leid, dass ich hier in linguistische Bereiche abgleite, aber manchmal ist das notwendig, um Texte richtig zu erfassen.
306 hat das ganz gut erfasst: „Ein Hindernis ist doch völlig unabhängig davon ein Hindernis, ob es einem im Wege steht oder nicht. Wenn eine "erhebliche" Kursänderung im Abstand von einer Bootslänge von dem Gegenstand erforderlich wäre, dann ist der Gegenstand ein Hindernis. (In diesem Sinne ist die Isle of Wight für ein Boot auf einem Karpfenteich in Mittelfranken ein Hindernis. ) Die in einer konkreten Situation tatsächlich erforderliche Kursänderung kann dann daran nichts ändern und dazu auch nichts mehr beitragen.“
Auch Ulis Beispiel mit der Küste ist ja richtig: Sie ist dann ein Hindernis, weil: würde ich darauf zu segeln, müsste ich eine erhebliche Kursänderung machen. Also ist sie ein Hindernis, egal wohin ich tatsächlich segele.
Uli schreibt weiter unten: „…das Boot mit Wind von Steuerbord ist aber trotzdem Hindernis (obwohl keine Kursänderung durch das Boot m-Wd.v.Bb. notwendig ist)“ Da haben wir es! Uli stellt richtig fest, dass dieses Boot ein Hindernis ist. Es ist deshalb ein Hindernis, weil das Boot mit Wind von Bb „WÜRDE ES DIREKT DARAUF ZUSEGELN, eine erhebliche Kursänderung vornehmen MÜSSTE!!! Unabhängig davon, was es tatsächlich tut (es fährt nicht direkt darauf zu). Die Problematik liegt in diesem Teil der Aussage: „(obwohl keine Kursänderung durch das Boot m-Wd.v.Bb. notwendig ist)“ Richtig wäre „weil eine Kursänderung notwendig wäre“ (wenn es direkt darauf zu segeln würde)!
Somit bleibt auch der „… Einwand des Leebootes mit Wd.v.Bb. "für mich ist das Boot mit Wd.v.Stb. kein Hindernis, weil ich keine Kursänderung machen muss“… falsch.“ Soweit richtig, aber nicht aufgrund fehlerhafter Interpretation, sondern aufgrund richtiger Interpretation---des gültigen englischen Regeltextes.
306, Ihren Hinweis auf den Opti und die Maxiyacht finde ich ganz amüsant. Aber täuschen Sie sich nicht! Obwohl ein Maxi, der eine Mindestlänge von 24,09 m haben muss, soviel größer ist, als ein Opti, kommt doch eine interessante Kursänderung heraus. Er muss, um sich von einem Opti freizuhalten, diesen wohl mit seiner Backbordseite mindestens in einem Abstand von 4-5 m passieren, sonst schüttet er den Opti allein mit seiner Bugwelle zu. Und dazu ist schon eine Kursänderung von 15 bis 20 Grad notwendig (rechnen Sie es mal nach) Aber ich will hier auf keinen Fall nun eine Diskussion darüber entfachen, wann eine Kursänderung „substantially“ ist.
Nur bin ich immer noch auf der Suche nach meiner (lt. Uli) falschen Aussage.
Einen schönen Abend und viele Grüße
Willii Gohl